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Intro
Brasilen bietet überall eindrucksvolle Ausflüge. Auch auf der Marajo-Insel. Da muss man sich mit gutem Essen stärken.
Auf der Marajo-Insel gibt es einige bemerkenswerte Produkte, die nur dort aufzutreiben sind. Wir reden vom prämierten Büffelkäse, exotischen Früchten, Säften, die es nicht überall gibt und natürlich Fleisch und Fisch. Ganz zu schweigen von einem Erzeugnis, das früher Tuberkulose-Patienten auf die Ilha de Marajo in der Hoffnung auf Heilung lockte.
Hier sind unsere persönlichen Empfehlungen für authentische Restaurants auf der Marajo Insel.
Das Restaurant der Gemeinde Cajuuna „Brisa do Seu“
Während unserer Reise auf der Marajo Insel sind wir durch malerische Landschaften gefahren. Wenn man so auf der schmalen Sandpiste fährt und links und rechts unterschiedliche Seen und Flüsse sieht, die die Wolken und die Sonne im Wasser spiegeln, wird einem schon bewusst, was man in eher kleinen und einheimischen Restaurants erwarten darf. Die Gewässer bieten reichlich Fisch und Meeresfrüchte, die Büffel und andere Nutztiere grasen hier und kommen zum trinken. In den Mangroven gehen sie Krebse fangen und es gibt Palmen gesäumte Flussstrände, wo das andere Flussufer selbst bei genauem schauen auf den Horizont nicht zu sehen ist.
Dort, an einem Strand mitten in der Gemeinde Cajuuna, haben wir zum Mittag sehr gut und reichlich für kleines Geld gegessen.
Es gab eine herrliche Aussicht auf den Strand und der Wind ging leicht durch das Holzgebäude, das an den Seiten offene Sicht auf den Fluss bot.
Sie schreiben einfach auf eine Schiefertafel was sie an Fisch gefangen haben und dazu gibt es die wichtigen Beilagen wie Pommes, Reis, Bohnen, Salat und Farofa. Das sind einfache Produkte, lokal produziert und lecker.
In der Gemeinde gibt es ca. 60 Familien. Sie machen wie der Rest der Insel Siesta. Im Restaurant sind Teams beschäftigt die sich aller 2 Wochen abwechseln.
Wer hier herkommt, wird mit viel Herzlichkeit und einen ruhigen Vibe empfangen.
Wer auf rustikales Essen steht, ist hier genau richtig.



authentische Restaurants auf der Marajo Insel mit Pfiff - Cozinha Tucupi
Das Restaurant „Cozinha Tucupi“ in Soure hat eine sehr interessante Speisekarte mit vielen lokalen Produkten und einen schicken Anstrich in der Genießer-Variante. Es bietet einen Super-Kontrast zur einfachen Küche der Gemeinde Cajuuna.
So gibt es Fischtartar vom morgendlichen Fang genauso wie zartes Medaillon vom Marajó-Büffel auf einer ausgefeilten Kartoffelcreme oder ein Lachsfilet mit perfektem Garpunkt auf einem Bett aus Kürbiscreme und einer Haube aus frittierten Grünkohlblättern.
Hier entdecken sie gerade eine große Bewegung für die Unterstützung der lokalen Produzenten.
Auch die Cocktails (die mit Cachaça de Jambú) waren ausgezeichnet und so einzigartig, dass man einfach einen davon probiert haben muss.
Dass einige Leute hier mitdenken sieht man auch an diesem Beispiel: sie haben Beutel mit Insektenspray, das man frei nutzen kann. Das braucht man auch, denn es ist zwar überdacht aber an den Seiten offen, sodass man hier schön die Grillen zirpen hören kann.
Hauseigene Hunde und Katzen streunern herum, das muss man akzeptieren.
Ansonsten findet man hier ein sehr relaxtes Ambiente mit Sofas und ordentlichen Tischen und einen der seltenen Momente ohne das allseits eingesetzte Tramontina-Besteck.
Das ist eine tolle Art, um die rustikale Küche der Insel in einem exklusiveren Gewand zu erleben.



Markt von Soure
Falls man auf etwas Wilderes steht, kann man auch ein Frühstück in einem der kleinen Buden am Markt essen. Das ist vielleicht etwas, was ob der Hygiene-Konditionen eher in die Kategorie „Selbstverantwortung“ fällt. Wenn man einen erfahrenen Guide hat, der selbst von da essen würde, kann man es riskieren. Uns ist nichts passiert.
Säfte sind in Brasilien allgegenwärtig und ein großes Thema. Denn die Vielfalt ist schlichtweg erschlagend. Da ist es wieder gut, wenn man einfach einen dabeistehen hat, der was empfehlen kann.
Der Cajamanga-Saft war jedenfalls sehr passend. Diese Frucht macht so viel Arbeit aber in Saftform war es sehr erfrischend und ausreichend Säure was ich persönlich lieber mag. Die Frucht wird geöffnet und das Fleisch kann man so essen bis man auf den Kern stößt. Der ist sehr mit dem Fleisch verflechtet. Was aber den Saft ausmacht ist das Innere des harten Kerns. Diesen reiben sie mit der Küchenmaschine auf bis das innere Fleisch des Kerns raus ist. Die Masse mit den Kern-Stückchen und dem Kern-Fleisch wird gesiebt und es bleibt der Saft des Kerns übrig. Sie mischen den Saft mit dem des Fleisches außerhalb des Kerns. Klingt wie Atomwissenschaft, ist aber brachiale Methode, überliefert über Generationen.
Am Markt funktioniert das wie die Tagesschau im Fernsehen, die neusten Nachrichten werden hier bei Brötchen mit Ei und Büffel-Käse von der Insel und Mingau (Haferschleim, wie Porridge) ausgetauscht.
Das ist etwas für erfahrene Kenner und abenteuerlustige Entdecker.



Solar do Bola
Wenn man an authentische Restaurants auf der Marajo Insel denkt, führt hier kein Weg vorbei.
Das Solar do Bola in Soure erinnert von außen an eine bunte Fussballkneipe, beim Reinkommen an ein amerikanisches Diner mit Fotos und Artefakten von der Marajo-Insel. Beim Rausgehen ist man auf jeden Fall um ein paar Erlebnisse reicher, die man auf der Insel gemacht haben muss.
Auf der Marajo Insel dreht sich sehr viel um die von den Portugiesen aus Asien mitgebrachten Büffel. Wenn man nun schon auf den Büffeln und geritten, geschwommen ist und sich die Leder- und Käseproduktion angeschaut hat, kann man sie auch noch kosten. Eins der besten Restaurants dafür ist das Solar da Bola.
Dort kann man außergewöhnliche Gerichte bis brasilianisch-klassische bestellen und eben auch Büffel-Filet mit Marajó Käse.
Das Fleisch war zart und gar nicht kräftig, sondern angenehm und eher subtil in Kombination mit dem premierten Käse der Insel. Das ist fast schon ein Muss!
Als Vorspeise haben wir noch Turu für mich zum Kosten bestellt. Dieser, nun ja, weiße Wurm kam in einer Suppe mit Kokosnussmilch, Zwiebeln, Limette und Koriander, also sehr ähnlich dem Ceviche, aber warm. Die Konsistenz war muschelähnlich und gar nicht so schlecht. Runterwürgen musste ich es nicht gerade, fand es eher interessant.
Dieser Wurm frisst sich in den Mangroven durch das Gehölz, dadurch kennen ihn viele Ur-Bewohner und deren Nachfahren. Er ist dort reichlich vorhanden und bietet der Bevölkerung eine fast sichere und wichtige Proteinquelle ohne sich dabei zu sehr anstrengen zu müssen. Die Einheimischen schlagen einfach abgestorbenes Holz auf und sammeln die Würmer.
Wo er woanders vielleicht als Plage gilt, ist er hier auf der Insel also eine willkommene Delikatesse.
Früher kamen Personen auf die Insel um sich durch das Essen von Turu von Tuberkulose zu heilen. Viele medizinische Praktiken ranken sich um den lokal berühmten Wurm, die aber weder gut dokumentiert, noch wissenschaftlich fundiert sind.
Das war wie gesagt die Vorspeise zum Büffel-Filet.
Nach dem leckeren Mittagessen saßen wir dann später noch mit Bola, dem Inhaber, bei einem traditionellen Açaí mit Zucker und Farofa und haben gequatscht.
Der großzügige Chefkoch ist gleichzeitig ein sehr selbstbewusster ökonomisch denkender Mensch, der aber auch ein Herz für seine Gesellschaft auf der Marajo-Insel hat.
Das ist seine Gabe.
Er beschäftigt Leute von der Insel und gibt ihnen eine Aufgabe. Somit wurde er zu einem wahren Gesicht der Insel und liebt es mit Leuten zu schwatzen. Ein Wirt der seine Berufung wahrlich gefunden hat, der obendrein noch viele Preise für seine Insel-Spezialitäten bekommen hat.
Er arbeitet mit regionalen Zulieferern und muss wahrscheinlich fast jeden hier kennen. Seine Herzlichkeit merkt man sich auf jeden Fall. Er macht auch zu Silvester auf und hat die Bude voll, weil sonst kein Restaurant auf der Insel öffnet.
Also geht einfach hin und lasst euch geben, was zu euch passt. Ihr werdet nicht enttäuscht sein.




Restaurante Quintal da Zezé
Schräg gegenüber vom Marajo Museum in Cachoeira do Arari liegt das Restaurante Quintal da Zezé.
Das ist ein absolut authentisches Restaurant im Anbau des Hinterhofes, daher auch der Ausdruck „Quintal“. Das ist so ein Restaurant wo Hund und Katz im Korridor vor der Sonne flüchten und man über sie drübersteigen muss, wenn sie sich es schon gemütlich gemacht haben.
Es ist gleichzeitig auch eines dieser Restaurants, dass nicht mal als Geheimtipp unter Touristen gilt, aber wo sich die einheimischen Leute treffen.
Es ist eines dieser Restaurants wo der Abstand zwischen Gastraum und Küche so eng ist, dass man zwangsläufig das Klappern von Töpfen und Pfannen hört.
Klimaanlage Fehlanzeige. Dafür eine rüstige und selbstbewusste Wirtin, die weiß was sie kann, denn sie macht wie Bola in Soure auch bei regionalen und überregionalen Gastronomiewettbewerben und Messen mit.
Sie kennt Bola sehr gut und repräsentiert so wie er die stolze Marajoara-Küche. Neulich sollte sie auf einer Messe ein Gericht mit Tintenfisch machen. Entrüstet erzählte sie uns, dass sie noch nie mit Tintenfisch gearbeitet hätte und dass der hier auf der Insel gar nicht vorkommt. Ganz schöne Spinner die Organisatoren. Sie hat abgelehnt bis man ihr ein typisches Gericht mit Filhote oder Pirarucu (beides einheimische Fischarten) vorgeschlagen hat.
Das steht eh auf ihrer sehr kleinen Speisekarte, die es eigentlich nur in ihrem Kopf existiert. Man fragt einfach was es gibt.
An diesem Tag gab es leider keinen Pirarucu, denn der Riesenfisch aus dem Amazonas ist bei hohen Flussständen während und kurz nach der Regenzeit schwer zu fangen. Wir aßen dann eine lecker gegrillte Dorade. Die Beilagen sind typisch brasilianisch: kleiner Salat, Farofa, Pommes, Reis und Bohnen (gaaaaanz wichtig).
Sehr empfehlenswert, denn das gesamte Ambiente ist, wie die Leute hier essen. Einheimischer geht es nicht.
Habt ihr Lust bekommen, auf kulinarische Entdeckungsreise auf der Marajo-Insel zu gehen? Dann schreibt uns.
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